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ASYC- Apollonia Sailing Yacht Crew

Kalamata - Elafonisos – Monemvasia - Porto Heli - Poros - Varkiza - Piräus (2014)

Da in den Messenischen Golf tagsüber meist SE-SW weht, und wir die Buchten schon kennen, entscheiden wir uns, früh morgens abzulegen und gleich Richtung Kap Tainaron zu motoren, ehe der SE gegen Mittag einsetzt.  So können wir die 80sm bis Elafonisos wenigstens partiell segelnd zurücklegen. Wir gehen in der Ormos Sarakinikos, gegenüber der ziemlich vollen, durch eine Sandbarre getrennten  Ormos Frangos, als einziges Schiff vor Anker. Der Herdentrieb unter Yachties, die glauben, wo alle liegen, muss es gut sein, verwundert mich immer wieder. Abends, beim Landspaziergang, als Wind und Schwell dort hinein stehen, beobachten wir Mastenmikado und hektische Ankermanöver. Alle wollen am nächsten Tag den kürzesten Weg ums Kap Maleas. Wir bleiben ohnehin einen Tag länger, um diese karibische Idylle in türkisen Wasser zum Schwimmen und Relaxen zu  genießen, und den Hafenkoller, der sich nach einer Woche Kalamata, nachdem die letzten Gäste abgereist sind, abzubauen.

Am nächsten Tag gehen wir zeitig ankerauf und runden Kap Maleas. Es weht noch kein Wind, aber ums Kap mit 3Bft aus verschiedenen Richtungen, die wir zum Segeln nutzen. Bei Wind akkumuliert sich der Kap Effekt, den man auch um Sakkouli, Akrites und Tainaron nicht unterschätzen sollte. Bei stärkerem Wind sollte man sich daher unbedingt mindestens 2sm von den Kaps freihalten, um nicht Spielball der dort auftretenden Böen zu werden.

Nach 30sm fällt unser Anker im Hafen von Monemvasia, mit Heckleinen zur neuen Betonpier. An der Innenseite des Wellenbrechers liegen Yachten längsseits, dort gibt es auch Wasser, wenn man welches benötigt. Wir bemerken große Schildkröten, die in dem klaren Hafenwasser schwimmen. Spontan schnalle ich meinen Bleigürtel um und gehe mit ihnen schnorcheln und tauchen. Eine hat Beute gemacht, und glaubt, ich will ihr diese streitig machen. Sie ist immer schneller als ich, und ich kann sie daher nur von seitlich hinten fotografieren. Offenbar werden die Karettas vom überreichen Nahrungsangebot durch die immer frischen Fischabfälle der ansässigen Fischer hier gehalten.

Kassieren kommt niemand, und am nächsten Morgen grüßen uns die Fischer, die an der Innenseite des für sie reservierten Steges liegen, wie alte Freunde und ich gebe einen Espresso aus. Monemvasia, mit seiner mittelalterlichen Stadt im Felsen, ist unbedingt sehenswert und obwohl wir früh vormittags mit 3L Wasser dort hin aufbrechen, kommen wir in die Nachmittagshitze, weil wir wie immer, jedes einzelne der pittoresken Gässchen erkunden wollen.

Wir belohnen uns mit den besten gegrillten Sardinen und fruchtigem Landwein seit langem in der fast leeren Taverne am Fuße der Felseninsel, die über eine Brücke mit dem Peloponnes verbunden ist. Nach einem weiteren Tag, den wir mit einkaufen, bummeln und essen gehen verbringen, legen wir  bei  gutem Westwind ab.

Das einzige Schiff, dem wir begegnen, ist auch eine Sunbeam, die unter österreichischer Flagge auf Gegenkurs segelt. Wir winken der 44er namens Orion und staunen, wie schnell wir uns durch beide Geschwindigkeiten wieder voneinander entfernen und unsere Kielwasser durch die bewegte See verwirbelt werden. Wir nähern uns Kyparissi, das wir eigentlich anlaufen wollten, aber je näher wir uns Land nähern, desto böiger und stärker werden Wind und See, was mich sehr an die Fallböen bei Bora an der Leeküste von Cres (Martincica!) erinnert, nur dass der Wind hier aus einem Backofen zu kommen scheint. So fallen wir ab und liegen bei bis zu 30kt SW mit Reff 2 und über 7kt Fahrt Porto Heli an, wo wir nach 43sm in 7h Segelfahrt in einem Ententeich ankern.

Auch hier verbringen wir 2 Nächte und landen mit unserem Radierer an einem Dingisteg bei einem Supermarkt an, gehen spazieren und kehren in der Taverna Big Blue ein, wo es bei gutem Essen sehr gemütlich zu verweilen ist. Die Bucht selber ist leider sehr überfüllt und trüb, auch das erinnert an Ententeich. Hier möchte ich nicht schwimmen müssen, und an Land locken die übergehenden Müllcontainer Ratten und Geziefer an.
Uns wurde dieser Ort als Winterlager empfohlen, aber ich würde hier nicht mal für Umsonst länger als notwendig bleiben wollen.
Ich demontiere an Bord neben der Pantry unseren Hochschrank, in dem sich das Kühlaggregat befindet, um Kontakte zu reinigen und zusätzliche Lüftungslöcher in die Trennwand zu bohren. Der  Wärmestau, den wir in griechischen Gewässern immer wieder bemerkt hatten, ist seither eliminiert, was auch den Stromverbrauch des Eisschranks erheblich reduziert hat. Tags darauf motoren wir kalm zwischen Dokos und Hydra nach NE und segeln später bei leichter Brise durch die wunderschöne Enge zwischen Spathi und Tselvinia hindurch nach Poros.

Poros ist einer der schönsten Orte im Saronischen Golf. Zwar sehr touristisch und mit vielen Charterbooten, das aber durchaus im positiven Sinn und überhaupt nicht teuer. Wir legen am NW Kai nahe der Marineakademie vor Buganker und einer Kanone auf der Uferpromenade hinter dem Heck an. Über die Schüttungen sind Holzstege mit Belegklampen gebaut, das Anlegen hier ist eine Freude. Es gibt auch neue Elektroböcke mit Wasserentnahmestellen, wobei man nur bezahlt, was man auch benutzt. Wichtig ist, genügend Abstand zum Kai zu halten und die Gangway so zu positionieren, dass diese beim von den Fährschiffen verursachten Schwell nicht in die neuen Elektroböcke knallt. Beratungsresistente Yachties nieten jede Saison ein paar der Elektrokästen um oder machen sich einen ungewollten Durchbruch ins Achterschiff, im schlimmsten Fall beides zugleich.

Die Stadt mit Uhrturm am Berg und malerischen, schmalen Altstadtgässchen, verfügt über zahlreiche Tavernen, Geschäfte, Segelmacherei, wir kaufen hier einen Windsack für die Achterluke und im Supermarkt neue hochwertige Sitzpolster für das Cockpit. Da nicht genügend auf Lager sind, wird nachbestellt und wir holen die Fehlenden Tags darauf ab. Die Tavernen sind allesamt klasse und das Poseidon hinter unserem Steg und das Gia Mas am Fährticketschalter werden unsere Stammtavernen für die nächsten Tage.

Zwischenzeitlich hat die Hochsaison eingesetzt und wir segeln nach Varkiza, nahe der Marina Vouliagmeni bei Athen, um dort unsere Freunde Panagiotis und Lena zu besuchen. Wir ankern vor dem Badestrand, da die Einfahrt in den Hafen Varkiza für unseren Tiefgang 1,8m nicht möglich ist  und außerdem kein Platz frei wäre.  Aber mit dem Gummimoped können wir bei den freundlichen Fischern anlegen, und kommen auch gleich mit einem ins Gespräch: „Jo, leida kaunnst mit deim Schifferl do nit eini, wos moanst, wiafui do jedes Joahr auflafn!“ Harry, ein Urgrieche mit Koboloi und urbayrischem Dialekt, der nach 30 Jahren Arbeit in München hier seinen Ruhestand genießt.

Panos  führt uns in das Restaurant Psarakia & Thallasina (Fisch und Meeresfrüchte), mit  Terrasse im ersten Stock und Blick über  die Bucht, in dem die Kellner mit traumhaften Mezzetellern durch das Lokal laufen, und man sich nehmen kann, wonach gerade der Sinn steht. Wir genießen den Abend bei bestem Wein, gutem Fisch und für die Gegend ungewöhnlich moderaten Preisen. Die Meltemisaison hat begonnen und es ballert mit satten 8Bft durch ein Kar an Land in unsere Ankerbucht. Wir sehen Sand und Wasser fliegen und die Dingifahrt wird trotz kurzer Distanz ein wilder und nasser Ritt. Gleich nachdem wir Apollonia II erreicht haben, bergen wir unseren alten, aber guten 2PS 2-Takt Evinrude und verstauen unser Dingi kieloben am Vorschiff und machen alles sturmfest. Gut, dass wir immer mehr als genug Ankerkette stecken und die Kette mittels Klaue und Leinen an den Bugklampen belegen, unser Schiff zerrt an der Kette wie verrückt und stampft schon ziemlich bei ablandigem Wind und trotz der nur relativ kurzen Entfernung zum Strand. Wir liegen zwar unruhig, aber absolut sicher. Morgen zeitig früh wollen wir nach Piräus in die Zea Marina, wo wir einen Liegeplatz für ein paar Wochen reserviert haben, da wir wegen der Fertigstellung meiner Implantate nach Hause müssen.

Hierbleiben wäre ebenso ungemütlich, wie die nur 14sm lange Überfahrt bei 7-8bft, und bis wir um 09:00 die Zea Marina erreichen, hat Äolos schon alle seine Windsäcke aufgemacht und nach Anmeldung über VHF geleitet uns ein Marinaboot vom Vorhafen an unseren geschützten Liegeplatz nahe des Carrefour Einkaufszentrums, wo wir wieder einmal Großstadtluft atmen und uns vor dem Heimflug noch ein paar Tage Zeit für Piräus und Athen nehmen.

Wir besuchen das Odeon Theater des Herodes Atticus zu einem Konzert mit klassischen griechischen Gesängen und Musik, unter Mitwirkung berühmter Künstler und lokaler Größen unter der Leitung von Yannis Markopoulos, des Komponisten der griechischen Hymne „who pays the ferryman“,  und der sogar selber mitsang!

Natürlich durfte auch ein Spaziergang mit Restaurantbesuch auf der Athener Plaka nicht fehlen und als Marine-Enthusiasten war die Besichtigung des letzten intakten Dampfkriegsschiffes aus dem zweiten Weltkrieg “G.AVEROF“, das als Museumsschiff in der Marina Flisvos zu besichtigen ist, und der neueren, immer noch einsatzbereiten „VELOS“ ein absolutes Muss.